Eine Veranstaltung wie die Social Media Week, die letzte Woche (18. – 22. Februar 2013) in Hamburg stattfand ist für mich unbezahlbar. So viel Fachwissen und gleichzeitig so viele nette Leute gibt’s selten auf einem Haufen. Vor allem war ich so begeistert, weil mich nur eine einzige Session enttäuscht hat. Woanders kommt es deutlich häufiger vor, dass man sich nach einem Vortrag denkt: „Man, für was bin ich jetzt hier her gekommen?!“. Doch nicht so in Hamburg.
Nach Hamburg fuhr ich mit der naiven Annahme, 37 Veranstaltungen besuchen zu können. 37 Veranstaltungen standen im Terminplaner, und alle zusammen hätten sie mehr als eine 40-Stunden-Woche ergeben. Vor Ort habe ich dann festgestellt, dass ich deutlich reduzieren muss; die Veranstaltung war dezentral organisiert und das Bus-, S- und U-Bahn-Hopping durch die ganze Stadt ging dann nicht ganz so schnell, wie ich es mir erwünscht hatte. Nichtsdestotrotz: Zu 20 Veranstaltungen habe ich es geschafft und während der meisten auch getwittert, wie ich in meiner persönlichen Tweet-Rückschau noch mal zeigen möchte:
Montag ging’s nach Anja Beckmanns Session zu Corporate Blogs und Susanne Ullrichs Session zu Social Media Monitoring dann zu Stefanie Assmann, die über die Organisation und Entwicklung vom Kundenservice im Social Web sprach. Der Vortrag war herrlich unaufgeregt und Steffi hat es geschafft, viele Einzelheiten (Messgrößen, Rechtliche Einschränkungen, Reaktionszeiten, Systeme) anzusprechen und gleichzeitig einen Überblick über das große Ganze im Kundenservice 2.0 zu geben.
Der Dienstagmorgen begann dann mit einer Todesanzeige , Social Media sei tot, sagten Svenja Teichmann und Sven-Olaf Peeck von crowdmedia. Danch sprach Wilko Steinhagen von der gleichen Agentur und zeigte, woher man denn den ganzen Content für Social Media herbekomme, wenn man ihn denn nicht stehlen dürfe. Schwarzkopf und die bekannte Krones AG (ein gutes, aber mittlerweile auch „ausgelutschtes“ – weil bekanntes – Beispiel) dienten als Vorzeige-Unternehmen, wie sie um ihre Produkte herum einen wahren „Content-Pool“ mit hilfreichen Infos für ihre Kunden aufbauten. Denn auch Maschinenbauer können mit Videos von ihren Produkten erfolgreich sein – wenn sie gut gemacht sind:
Und für diejenigen, die eigentlich gar nicht wissen, wer ihre Fans sind und was diese ausmacht, hatte Wilko Steinhagen gleich auch einen Tipp:
Am Mittwoch saß ich dann mit vielen anderen Interessierten im Vortrag Krisenkommunikation im Social Web – das Thema fand viele interessierte Zuhörer. Ein paar Beispielfälle, darunter auch der, bei dem ich selbst letzten Sommer im Einsatz war, wurden aufgezeigt und mit Lösungsansätzen und Maßnahmen ergänzt.
Ein ausgearbeiteter Krisenplan, in dem festgelegt ist, wann wer was sagen darf, hilft z. B.. Bei Wikipedia findet man auch den Krisenplan von der US Air Force .
Von der Krisenkommunikation ging’s dann zum Word of Mouth Marketing. Auch hier stellte sich wieder einmal heraus, dass ein Unternehmen im Marketing schon gewonnen hat, welches nicht sein Produkt, sondern seine Kunden in den Mittelpunkt stellt.
Silke Schippmann erzählte am Mittag dann über die unterschiedlichen Menschengruppen in Communities. Jeder, der mal im Community Management gearbeitet hat, weiß wohl, dass man es als Mann oder Frau „dahinter“ nicht immer leicht und mit allen möglichen „Kräften“ im Netz zu kämpfen hat:
Am Nachmittag drehte es sich dann auch nochmal über Krisen und Gesine Maerten ging der Frage nach, ob man Shitstorms simulieren könne. Hier hatte ich fälschlicherweise vermutet, dass sie untersucht hat, ob bisher schon Shitstorms initiiert wurden, um einer Marke gezielt mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ganz weit hergeholt war mein Gedanke allerdings nicht, denn häufig hat ein Unternehmen nach einem Shitstorm mehr Facebook-Fans denn je. Woher die kommen können, stellte sie jedoch auch infrage und ich fühlte mich leicht ertappt: 😉
Im nächsten Beitrag räumte Karsten Wusthoff dann mal so richtig auf. Social Media ist nicht die eierlegende Wollmilchsau, sondern – in die Wortbestandteile zerlegt – erst einmal eine Beziehung zwischen Menschen, deren Einstellung und Kultur („Social“) und Werkzeugen („Media“). Dass Social Media schon Offline beginnt, machte er in folgendem Statement deutlich:
Aus allen Veranstaltungen heraus ragte mich für mich die Session von Christian Stachowitz – und das nicht nur wegen der ungewohnt ruhigen Vortragsart. Er sensibilisierte sein Publikum für den schriftlichen Ausdruck in der Alltagssprache. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ob Sie statt „aber“ nicht auch ein „und“ einsetzen können? Oder zumindest ein „obwohl“? Denn das kleine Wörtchen „aber“ negiert den Satz, der davor steht. Beispiel gefällig?
- a) Das Essen ist gut, aber es fehlt noch etwas Salz.
- b) Das Essen ist gut, und es fehlt noch etwas Salz.
- c) Das Essen ist gut, obwohl noch etwas Salz fehlt.
- d) Das Essen ist gut. Es fehlt noch etwas Salz.
Welche Variante würde wohl Ihrem Gegenüber, dem Koch, am meisten zusagen? Ich persönlich finde Variante d) am besten.
Auch wenn es in seiner Session vor allem um die schriftliche Kommunikation ging, plädierte er vor allem für die persönliche oder zumindest telefonische, da die Nachricht dann von mehr Sinneskanälen aufgenommen und daher auch besser verstanden (und weniger missverstanden) werden kann. Ein persönliches Gespräch zeigt eben auch Wertschätzung, umgekehrt bedeuet das:
Der lange Mittwoch endete dann mit einer Session über Karriere und Recruiting im Netz, in der u. a. Tipps für gute Employer Branding Videos gegeben wurden. Von Jörn Hendrik Ast lernte ich, dass jeder Mensch einen sogenannten Karriereanker habe. Wenn man den kenne, habe man es leichter, den passenden Job zu finden.
Während für den Selbstständigen der Karriereanker wohl „Autonomie und Unabhängigkeit“ sei, ist es für denjenigen, der eine Spezialistenrolle einnehmen möchte, wohl die „Technisch-funktionale Kompetenz“. Das ganze Konzept finde ich ziemlich interessant, bei Wikipedia findet man ein bisschen mehr dazu.
Aus Gründen der Leserlichkeit (das wäre hier sonst zu viel auf einmal geworden!) habe ich mich dazu entschlossen, den Rückblick in zwei Teile zu splitten. Am Freitag geht es dann weiter mit Teil 2.
Weitere Rückblicke gibt es übrigens auch hier:
„Social Media Week 2013 eine Begegnung #smwhh“ von Silke Loers
„Wir waren die Social Media Week“ von Sina Gritzuhn
„Social Media Week 2013: Hamburg Tag und Nacht“ von Mona Szyperski
3 Responses to In Tweets erzählt: Die Social Media Week Hamburg Teil 1/2
Ein großartiges und tolles Review der Social Media Week.
Vielen Dank für das ehrliche Feedback und die Lorbeeren!
Zu der Variante d) der Beispielsätze ist mir noch etwas wichtiges aufgefallen, Ute:
Verwendet jemand gar keinen Verbinder (also kein „aber“, „und“ oder „obwohl“) überlässt der Sender es dem Empfänger (!) WELCHEN der drei Verbinder er im Unterbewusstsein hinzufügt!
Nur wenn die Pause zwischen den Sätzen lang genug ist, kann jeder unabhängig voneinander wirken. 🙂
Hi Christian, super, danke für die wichtige Ergänzung. 🙂